Wieder schwand ein Jahr,
Und ich trage immer noch Pilgerhut und -schuh.

Matsuo Basho, (1643-1694)


"Die Freimaurerei"? -
- gibt es nicht.


Ein Freimaurer ist ein "freier Mann von gutem Ruf". So lautet eine alte Definition. Und obwohl Sprache nur Unvollkommen zum Ausdruck zu bringen sucht, was ein Freimaurer ist, wird oder sein soll und sollte, macht diese kleine Sentenz doch vieles deutlicher, was einen Freimaurer ausmacht. Denn zunächst ist ein "guter Ruf" nie einfach da. Er muss erworben werden, auf einem Weg unbestimmter Länge. Der Logenname "Zum Pilgrim" ist daher Programm: jeder Freimaurer geht seinen Weg, für sich und doch gemeinsam mit seinen Brüdern. Dabei geht es, um noch einmal den Haiku-Dichter zu zitieren, nicht darum, in die Fußstapfen der Alten zu treten, sondern mit eigenen Schritten zu suchen, was sie suchten.

Der Freimaurer - der "freie Mann von gutem Ruf" - ist entstanden aus den Männerbünden der alten Dombauhütten des 16. Jahrhunderts. Frei sein meint in diesem Zusammenhang vor allem frei von inneren und äußeren Zwängen zu sein. Zwänge etwa des Denkens in Konfession, Glauben oder in verfestigten Standpunkten. Denn so fest auch jemand mit den Füßen auf dem Boden der Erde stehen mag, so dreht diese sich doch mit ihm und windet sich in Licht und Schatten, Tag und Nacht durch die Schwere ihrer Kraft.

Freimaurer sein heißt also auch die Dynamik des rotierenden Lebens mit gelassener Aufrichtigkeit in einem stetigen Gleichgewicht zu halten, stets Vernunft und Gewissen Raum, Gehör, Gedanke und Tat zu widmen, Unterschiede zwischen Kultur und Mensch, Zivilisation und Gesellschaft nicht zu Gegensätzen werden zu lassen.

Wesentlicher noch als dieses, ist ein Freimaurer jedoch zu allererst auf die eigene Vervollkommnung gerichtet, um nicht mit unvollkommenem Drängen, Wünschen und Hoffen mehr zu verderben als zu gestalten. Dafür bedarf es der täglich selbstprüfenden Übung des Geistes, des exercitium animae, wie es Gottfried Wilhelm Leibniz nannte: eine Kunst, die in der Freimuarerei die "Königliche Kunst" des Menschen und seinem täglichen Weg zur Menschlichkeit - zur Humanität genannt wird.

Mit so gestärktem Bewusstsein vom eigenen menschlichen Wesen muss ein Freimaurer sich dann aber auch im Leben für und mit anderen als Freimaurer bewähren, einbringen und wirken.

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Der Festhammer
gestiftet vom Alt-Logenmeister Br. Franz Rosenthal zum 130. Stiftungsfest 1906.


      
 
 
 
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